HIV: „Codes“ des Immunsystems zur Unterbrechung der Behandlung entdeckt

„Eine Gruppe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die mit HIV geboren wurden und seit ihrer frühen Kindheit behandelt wurden, zeigte eine bemerkenswerte Fähigkeit, die Infektion zu kontrollieren und das Virus in einem nahezu inaktiven Zustand zu halten.“ Dies geht aus einer Studie hervor, die von Forschern des Kinderkrankenhauses Bambino Gesù in Zusammenarbeit mit der Universität Rom „Tor Vergata“ und dem MIT in Boston durchgeführt und in der Fachzeitschrift „Cell Reports Medicine“ veröffentlicht wurde .
Die beteiligten Patienten, die Teil der Leukohiv-Kohorte sind, erhielten durchschnittlich 20 Jahre lang eine frühzeitige und kontinuierliche antiretrovirale Therapie. Die Studie identifizierte spezifische Signale des Immunsystems (Biomarker), die mit einer extrem reduzierten Präsenz des HIV-Virus im Körper (einem sogenannten minimalen „Virusreservoir“) assoziiert sind. Dieser Parameter ist aus klinischer Sicht sehr wichtig, da er dazu beitragen kann, diejenigen Patienten zu identifizieren, bei denen ein Absetzen der antiretroviralen Therapie sicher in Erwägung gezogen werden kann.
Die eingehende immunologische Analyse wurde durch ein Leukophereseverfahren ermöglicht, das die sichere Gewinnung großer Mengen Lymphozyten ermöglichte und so eine erweiterte Charakterisierung des Immunsystems ermöglichte. Die erhaltenen Daten zeigten ein nahezu vollständiges Fehlen intakter Proviren (der aktiven und replizierenden Formen des Virus) und das Vorhandensein hochfunktionaler natürlicher Killerzellen (NK-Zellen) auch nach Jahrzehnten, ein Zeichen für eine erhöhte angeborene Immunität.
Wer kann die Therapie unterbrechen?„Bis heute verfügen wir nicht über klare klinische Kriterien, um zu entscheiden, bei welchen Patienten, selbst wenn sie jahrelang unter virologischer Kontrolle stehen, eine Unterbrechung der Therapie in Betracht gezogen werden kann“, erklärt Professor Paolo Palma , Leiter der klinischen Immunologie bei Bambino Gesù: „Diese Studie trägt dazu bei, diese Lücke zu schließen, indem sie nützliche wissenschaftliche Instrumente liefert, um Kandidaten für eine therapeutische Unterbrechung auf sichere, personalisierte und überwachte Weise auszuwählen.“
Eine weitere wichtige Beobachtung betrifft die Lokalisierung des Restvirus: In einigen Fällen ist HIV in genetisch inaktiven Bereichen des menschlichen Genoms vorhanden, wo es nur minimale Replikationsmöglichkeiten hat. Dies könnte auf den Druck einer frühen Therapie zurückzuführen sein, die das Virus in ruhigere und weniger gefährliche Bereiche drängt. Laut Professor Nicola Cotugno , außerordentlicher Professor für Pädiatrie an der Universität Tor Vergata in Rom, „deuten die Ergebnisse darauf hin, dass eine sehr früh begonnene Behandlung das Immunsystem tiefgreifend modulieren und es so in die Lage versetzen kann, das Virus auch ohne aktive Therapie zu kontrollieren.“
Warum ist Lernen wichtig?Die Studie stellt einen wichtigen Fortschritt im Verständnis der Mechanismen dar, die eine langfristige Kontrolle von HIV ermöglichen. Sie ebnet den Weg für personalisierte und nachhaltige Therapiestrategien, die künftig die Medikamentenabhängigkeit bei ausgewählten Patienten reduzieren könnten. Im Kinderkrankenhaus Bambino Gesù – Nationales Referenzzentrum für pädiatrisches HIV – werden jährlich etwa 80 bis 100 Patienten betreut. Die meisten haben sich durch vertikale Übertragung (von der Mutter auf das Kind) mit dem Virus infiziert und erhalten eine wirksame Therapie, die eine gute Lebensqualität und eine niedrige Viruslast gewährleistet.
repubblica